E-Commerce ist das Geschäftsmodell des elektronischen Handels. Darunter fallen große Player wie Amazon oder Zalando, ebenso wie die zahllosen kleinen Online-Shops. Außerdem die ganzen Händler, die Amazon, Ebay oder ein anderes Ökosystem als digitales Schaufenster und Verkaufsplattform nutzen. Zum E-Commerce wird übrigens auch das Online Banking gezählt. Neben den großen Plattformen, auf denen Händler aktiv werden können, gibt es immer mehr vorgefertigte Shop-Systeme.

Einige haben vielleicht das Gefühl, dass der Online Handel schon zu etabliert und abgegrast ist und es nichts mehr zu holen gibt. Aber weit gefehlt! Das Geschäft wächst nach wie vor, nicht alle Produktnischen sind professionell besetzt und vor allem Amazon bietet ganz neue Möglichkeiten für Händler und macht den Einstieg ins E-Commerce so einfach wie nie!


 

In diesem Artikel geht es um die wichtigsten Grundlagen des E-Commerce und welche Bausteine man benötigt, um loslegen zu können. Hier geht es nicht um Details, sondern nur um die grobe Skizze. E-Commerce ist ein komplexes Thema und man lernt immer etwas dazu.

Die 4 großen E-Commerce Geschäftsmodelle

Das Magazin t3n hat einen Artikel veröffentlicht, in dem das Geschäftsmodell E-Commerce in weitere Modelle für vier unterschiedliche Händlertyen aufgeteilt wurde. Die Aufteilung ist gut geeignet, um für sich ein besseres Verständnis über die unterschiedlichen Typen von Händlern zu entwickeln. Welcher Typ passt am besten zu Dir?

Der Förster

Der Förster hütet ein großes Ökosystem, einen kompletten Wald. Er verkauft seine eigenen Produkte, bildlich ist dies das Holz der Bäume, aber auch noch andere Nebenprodukte. Zudem hütet er Tiere, von denen er profitiert. Ein großer Teil der Tiere hat ohne den Förster und sein geschaffenes Ökosystem keine Existenzgrundlage.

Förster gibt es nur ganz weniger in der E-Commerce Welt. Der bekannteste Förster ist natürlich Amazon, das eigene Produkte vertreibt, aber auch unzähligen Händlern eine Verkaufsplattform bietet. Förster sind international agierende Unternehmen mit gigantischen finanziellen Mitteln. Ein kleiner oder mittelgroßer Händler sollte nicht versuchen, dem Geschäftsmodell eines Försters nachzueifern.

Der Platzhirsch

Die Platzhirsche erobern ein Revier und verteidigen es vehement gegen andere Hirsche. Sie verdrängen die anderen und schwingen sich dadurch zum Herrscher in einem bestimmten Gebiet auf.

Der Platzhirsch bietet kein komplettes Ökosystem und der Fokus liegt somit auf den selbst angebotenen Produkten. Es kann sich dabei im Produkte verschiedener Kategorien sein und die Produkte sind zudem austauschbar, der Platzhirsch ist nicht von einem Produkt abhängig. Zalando ist ein perfektes Beispiel für einen Platzhirsch im Bereich Mode.

Der Bär

Der Bär ist abhängig von fremdem Honig und muss immer wieder neue Bienenstöcke erschließen. Der Bär ist somit auf verschiedenen Marktplätzen aktiv und von diesen abhängig. Er kann nicht direkt mit den Platzhirschen konkurrieren, was das Absatzvolumen angeht. Er setzt stark auf Kundenbindung und Warenkompetenz und ist näher am Kunden als ein Platzhirsch, wodurch er einen Stück vom Kuchen erhält. Das mögliche Absatzvolumen ist deutlich unter dem eines Platzhirsches. Oft betreiben Händler dieses Typs auch Ladenlokale und erzeugen darüber zusätzliche Kundenbindung.

Der einsame Wolf

Der einsame Wolf sucht Nischenprodukte, die von anderen noch nicht oder kaum besetzt sind. Er spürt neue Trends auf oder verkauft spezielle Produkte, wie z.B. regionale Spezialitäten, die bislang noch nicht von anderen abgedeckt wurden. Der einsame Wolf muss damit rechnen, dass andere auftauchen, sobald eine Nische lukrativ wird und alle Kanäle optimal nutzen.

Zum Start im E-Commerce kommen nur der einsame Wolf und der Bär als Typ in Frage, die beiden anderen Typen sind nur etwas für Großunternehmen mit einem riesigen Haufen Kapital.

Gibt es überhaupt noch Produktnischen?

Ohne ein passendes Produkt kannst Du direkt einpacken, schließlich ist das die Basis des Online Handels. Aber keine Sorge, es gibt genug Nischen. Die Anzahl der bestehenden Nischen ist extrem hoch und viele Nischen, die es schon lange gibt, sind noch nicht wirklich professionell besetzt. Zudem entstehen immer wieder neue Nischen.

Allein durch kommende technische Neuheiten entstehen ständig neue Nischen. Du kannst auch selber Nischen erweitern oder sogar neue erschaffen, indem Du beispielsweise lokales Kunsthandwerk aus einer bestimmten Region anbietest, das bislang noch nicht im deutschsprachigen Internet verkauft wurde.

Nischen wird es im E-Commerce immer geben, weil es eine so große Produktvielfalt gibt und ständig neue Trends entstehen.

Für den Start sollte die Nische nicht zu groß, aber auch nicht zu klein sein.

Über welche Absatzkanäle kannst Du Deine Ware verkaufen?

Es gibt vielfältige Möglichkeiten, Dein Angebot an den Mann zu bringen. Die meisten Händler bedienen mehrere Absatzkanäle, um möglichst hohe Reichweite zu generieren.

  • Dein eigener Online-Shop. Der Klassiker schlechthin. Einen eigenen Online Shop verwaltest Du komplett selbst und musst im Gegensatz zu Marktplätzen keine Verkaufsgebühren zahlen. Es gibt viele vorgefertigte Shopsysteme, um auch ohne tiefe technische Kenntnisse anzufangen.
  • Marktplätze für Händler. Die bekanntesten Marktplätze sind Amazon und Ebay, aber es gibt viele mehr. Der Vorteil ist, dass ein solcher Marktplatz eine enorme Reichweite hat und die Einrichtung Deiner Produktprofile kinderleicht ist. Der Nachteil ist die Abhängigkeit von den Marktplätzen und die Gebühr, die Du für jeden Verkauf zahlen musst. Achtung: Es gibt Markenhersteller, die ihren Händlern den Verkauf über Marktplätze untersagen. Adidas ist so ein Fall.
  • Shop-App bei Facebook integrieren. Ein Sonderfall ist Facebook, das eigentlich nicht mit Online Shopping assoziiert wird. Dennoch gibt es Shop-Apps von Drittanbietern, die Dir eine Integration Deiner Waren bei Facebook ermöglichen. Für Artikel, die für eine langfristige Kundenbindung in Frage kommen und sich für Social Media eignen, eine interessante Option.

Einen Lieferanten und Großhändler finden

Hast Du ein geeignetes Produkt gefunden, geht es nun an die Lieferantenrecherche. Hier kommt es drauf an, ob Du ein spezielles regionales Produkt anbieten willst, oder eines, dessen Produktionsstandort egal ist. Bei einem regionalen Produkt, kannst Du allgemein im Internet und in Branchenverzeichnissen recherchieren sowie in lokalen Geschäften vor Ort nachfragen, um eine Liste von Produzenten zu erhalten.

Wenn es kein regionales Produkt ist, kannst Du nach diversen Großhändlern im Internet recherchieren. Du kannst auch direkt beim Hersteller anfragen. Hier kommt es darauf an, ob der Hersteller nur mit Großhändlern arbeitet oder auch mit kleinen Händlern.

Einige Tipps zur Großhändlersuche für Deine Ware:

Lieferung wird verschickt
Deine Ware wird verschickt
  • Informiere Dich über Qualitätsstandards. Bei Lieferanten aus dem Ausland (vor allem außerhalb der EU), sollte ein Bezahl-Dienstleister als Mittler zwischengeschaltet sein, der die Zahlung nach Warenerhalt freigibt, um Betrug zu verhindern. Außerdem sollten die Technologiestandards sehr hoch sein, um beispielsweise den Lagerbestand in Echtzeit zu überwachen.
  • Detailliert alles zum Produkt fragen. Frage alles nach, was wichtig sein kann. Dazu gehört natürlich der Preis für Dein Bestellvolumen inklusive Lieferung. Außerdem ist die sogenannte Lead Time wichtig, die aussagt, wie lange es von der Auftragsbestätigung bis zur Lieferung dauert. Es gibt noch viele weitere nützliche Fragen. Nimm dir deshalb Zeit für die Vorbereitung.
  • Mindestabnahme für Deine Kostenplanung. Die meisten Großhändler haben eine Mindestabnahme. Die ist vor allem wichtig, wenn Du zu Beginn einen Testlauf in kleiner Stückzahl machen willst. Eine zu hohe Mindestabnahme spricht oftmals auch dagegen, direkt beim Hersteller zu bestellen.
  • Sample schicken lassen. Informiere Dich, wie viel es kostet und wie lange es dauert, ein Produktsample zu bekommen. Das benötigst Du, um Deinen Artikel angemessen zu präsentieren. Lasse Dir außerdem Fotos und andere Materialien zum Produkt bereitstellen.

Das Lager überflüssig machen – Dropshipping und FBA

Als Neueinsteiger im E-Commerce auch noch ein eigenes Lager aufzubauen, alles per Post selber zu versenden und dann noch Retouren entgegennehmen… Eine Menge Arbeit, vor allem, wenn Du Vollzeit als Angestellter berufstätig bist.

Dropshipping

Doch das ist auch gar nicht mehr nötig. Beim Dropshipping verwaltet Dein Großhändler bzw. Lieferant das Lager für Dich und verschickt Produkte nach Bestellung an den Kunden. Informiere Dich über die durchschnittlichen Lieferzeiten zum Endkunden. Du solltest Dropshipping nur einsetzen, wenn die Lieferzeiten nicht zu lang werden.
In Kombination mit Deinem eigenen Online-Shop ist Dropshopping eine spannende Option.

Amazon FBA

Wenn Du bei Amazon Deine E-Commerce Karriere startest, kannst Du als Händler FBA („Fulfillment by Amazon“) nutzen. Amazon übernimmt für Dich alles, die Annahme und Lagerung der Lieferung sowie den Versand und die Rücknahme von Retouren. Der Nachteil ist, dass Du als Händler auf den Marktplatz Amazon angewiesen bist. Als Betreiber eines eigenen Online-Shops kommt FBA damit nicht in Frage oder nur dann, wenn Du Amazon als weiteren Absatzkanal nutzt. Richtig spannend wird Amazon FBA im Zusammenspiel mit dem Geschäftsmodell Private Labeling.

Wie erreiche ich den Kunden?

Das Produkt ist fertig und es kann endlich losgehen! Doch der Kunde muss auch anbeißen. Ich werde an dieser Stelle keinen kompletten Leitfaden runterschreiben, die Vermarktung ist ein eigener großer Bereich. Aber ein paar erste Gedankenanstöße gibt es von mir an dieser Stelle:

  • Das perfekte Produktprofil und ein Online-Shop mit guter Nutzerführung. Die Produktseite ist das A und O, schließlich entscheidet der Kunde an dieser Stelle über den Kauf. Bilder sagen dabei mehr als tausend Worte. Achte auf hervorragende Produktfotos mit und ohne Verpackung. Zudem sollten Texte übersichtlich aufbereitet sein und Titel sowie Text relevante Keywords zum Produkt enthalten.
  • PPC (pay-per-click) Ads. Google AdWords sind sehr wichtiges ein Marketinginstrument für Deinen eigenen Online Shop, um Kunden auf Deine Webseite zu locken. Welche Anzeigen für welche Suchbegriffe lukrativ sind, wirst Du nach und nach rausfinden. Auch bei Amazon gibt es bezahlte Anzeigen, um die Sales deines Produkts zu pushen. Durch höhere Verkaufszahlen steigt Dein Produkt außerdem auf den Amazon Suchtrefferseiten.
  • Suchmaschinenoptimierung (SEO). Für Deinen Online-Shop betreibst, ist SEO unverzichtbar, um nach und nach mehr Traffic zu generieren. Das gleiche gilt für Ebay Shops und Shops auf weiteren Marktplätzen – Du willst überall gefunden werden!
  • Affiliate Partnerprogramm. Ein Partnerprogramm für den eigenen Shop ist ein weiterer Marketingkanal, der in Betracht gezogen werden kann. Beteilige Publisher, die im Internet auf Dein Angebot verweisen, an Deinen Verkäufen auf Provisionsbasis und erhöhe dadurch Deinen Absatz.
  • Ein Ökosystem rund ums Produkt. Präsentiere Dein(e) Produkt(e) mit einer eigenen Videoreihe in Deinem Youtube Channel. Richte ein Facebookprofil zur Kundenkommunikation ein oder erstelle einen Blog mit Themen, für die sich Deine Käufer interessieren. Dadurch schaffst Du Kundenbindung und erreichst zudem neue potentielle Käufer.

Geschäftsmodell E-Commerce – Das Fazit

E-Commerce gilt mittlerweile schon als traditionelles Geschäftsmodell im Internet. Doch das Potential ist noch immer verdammt groß und besonders durch die Möglichkeiten mittels Dropshipping und Amazon FBA auf ein Lager zu verzichten, ist der Einstieg noch einfacher geworden. Auch für Sidepreneure ist somit ein nebenberuflicher Einstieg ins E-Commerce problemlos möglich.

Der Nachteil zu anderen Geschäftsmodellen ist jedoch, dass man in Vorleistung gehen und investieren muss. Je nach gewähltem Produkt kann das im überschaubaren Rahmen oder sehr viel sein. Um Dein Risiko einzugrenzen, fange erstmal mit einem günstigen Produkt an und erweitere Dein Angebot nach und nach.

Was ist Deine Meinung zum E-Commerce? Hast Du schon Erfahrungen als Händler gesammelt?

 
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Hi, ich bin Eric und einer der beiden Gründer von PRENEUR.DE. Mit PRENEUR.DE will ich dabei helfen, die eigene Gründerpersönlichkeit zu formen und dabei selber eine Menge lernen. Ich selbst bin derzeit als Interim Product Owner selbstständig. Wenn ihr mehr erfahren wollt, schaut unter Über uns nach oder bei ericsalbert.de vorbei.

1 KOMMENTAR

  1. Hey Eric,

    das ist eine interessante Aufstellung, wenn man sich auf das Thema vorbereiten will.
    Ich habe mich von Anfang an für das Thema Dropshipping begeistern lassen und habe es mittlerweile auch mit http://www.kletterturm.de in einem eigenen Onlineshop umgesetzt.
    Von den anderen Kanälen (Amazon / ebay) habe ich aus Kostengründen abgesehen, da bei Dropshipping durch die Auslagerung der Logistik natürlich auch die Marge entsprechend kleiner ist.
    Erst dachte ich, dass es ein kleines Übungsprojekt wird und weitere folgen, aber mit der Zeit musste ich feststellen, dass eCommerce auch für Sidepreneure sehr zeitraubend sein kann, zumindest wenn man mit entsprechend Herzblut an die Sache geht.
    VG
    Oli

     

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