Wir schreiben gerne darüber, dass man bereit sein muss, seine Komfortzone zu verlassen, um etwas zu erreichen.

Dazu gehört auch, Risiken einzugehen.

Trotzdem bedeutet das nicht, dass man leichtsinnig werden muss.

Wenn Du Dein eigenes Ding starten willst und eine Geschäftsidee hast, hast Du meist wenig Zeit und wenig Kapital. Und selbst, wenn nicht: Es bringt nichts, Zeit mit etwas zu verschwenden, dass nicht funktioniert.

Doch wie kannst Du rausfinden, ob Deine Idee etwas taugt? Das Zauberwort heißt Pretotyping!


 

Jeder Gründer glaubt, dass seine Geschäftsidee das nächste große Ding ist. Oder zumindest, dass sie zum Leben reicht.

Jedoch ist es so, dass rein statistisch die meisten Gründungen scheitern. Das ist kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Aber es ist ein Grund dafür, um möglichst effizient vorzugehen.

Bevor Du Deine Idee komplett umsetzt, teste sie direkt am Markt und den potentiellen Kunden, indem Du so tust als ob. Dieses Vorgehen wird am besten mit dem Spruch „Fake it before you make it“ beschrieben. Es ermöglicht Dir ein Angebot vorzugaukeln, ohne monate- oder jahrelange Arbeit hineingesteckt zu haben.

Pretotyping – Fake it before you make it

Die größte Herausforderung beim Erfinden besteht nicht darin, neue Ideen zu entwickeln, sondern herauszufinden, welche dieser Ideen am Markt erfolgreich sein wird.

Das Konzept Pretotyping wurde maßgeblich von Alberto Savoia, dem früheren Engineering Director bei Google mitentwickelt.

Die Marktchancen innovativer Ideen sollen sich dadurch erhöhen, indem Firmen ihre innovativen Ideen testen können. Dabei steht die Suche nach dem richtigen „It“ im Zentrum. Erst, wenn nachgewiesen wurde, dass das „It“ tatsächlich gute Chancen hat, wird es umgesetzt.

Wie Pretotyping vor Fehlern bewahren kann

Ein prominentes Beispiel ist der Online-Supermarkt Webvan. Webvan wollte durch Digitalisierung und die Lieferung von Lebensmitteln den Lebensmittelmarkt revolutionieren. Eine Idee, die heute tatsächlich von Anbietern wie Amazon oder Rewe umgesetzt wird.

Allerdings hat Webvan ihr Angebot nie am Kunden getestet, sondern hatte nur Umfragen als Grundlage. Webvan sammelte fast 1 Milliarde an Investorengeldern ein und löste einen Hype aus. Es baute eine Infrastruktur an Kühlhäusern und eine Fahrzeugflotte in den USA auf.

Die durch Umfragen erhaltenen Zahlen deuteten darauf hin, dass die Kunden dem Unternehmen die Bude einrennen.

Doch nach dem Livegang nutzten nur 2% der Befragten das Angebot und das Unternehmen ging Pleite.

Was war geschehen?

Das Angebot wurde am Markt vorbei entwickelt.

Aus Pretotyping Sicht hätte man einen ersten Test in einer einzigen Stadt oder auch nur einem Stadtteil gemacht. Man hätte eine kleine Webseite mit den wichtigsten Angeboten erstellen können. Eine ganz simple Buchungsmöglichkeit und eine Kooperation mit einem lokalen Supermarkt und einem Lieferdienst reichen schon aus.

Das Ganze nun bewerben und schauen wie es läuft.

Dadurch hätte man festgestellt, dass die Kundenzahl viel geringer ist und man sich auf dicht besiedelte Innenstadtregionen und Stadtbewohner konzentrieren sollte, für Vororte lohnte es sich nicht. Im Nachgang könnte dann gezielt in andere Großstädte expandiert werden. Mit wachsender Kundenakzeptanz hätte Webvan dann irgendwann auch in Vororte und kleinere Städte gehen können, aber ganz sicher nicht zu Beginn.

Vielleicht würde es Webvan noch geben und es wären nicht hunderte Millionen Dollar in den Sand gesetzt worden.

Fail fast … fail often. Geschäftsideen im kleinen Rahmen testen

Gerade „kleinere“ Geschäftsideen kannst Du testen bevor Du überhaupt selbstständig wird: Gründen ohne zu gründen!

Stell Dir vor, Du hast eine coole Produktidee. Zum Beispiel willst Du eine bestimmte Kaffeesorte vertreiben und über einen eigenen Online Shop vermarkten und verkaufen.

Erstelle erst einmal eine kleine statische Webseite, ohne viel Zeit zu investieren. Preise dort Dein Produkt an und erstelle ein Formular, in das sich interessierte Kunden eintragen können.

Allen, die sich dort eintragen, bietest Du einen exklusiven und ordentlichen Rabatt! „Fake“ Dein Angebot und tue so, als ob Du in wenigen Wochen liefern kannst.

Jetzt lädst Du Dein Google AdWords Konto auf und legst ein paar Werbeanzeigen für passende Suchbegriffe an. Jetzt geht’s los, lass die Werbekampagne ein paar Wochen laufen.

In wenigen Wochen hast Du nun eine erste Marktanalyse, potentielle Kunden und kannst erste Auswertungen durchführen. Wie oft wurden die Anzeigen geschaltet? Wie ist die Klickrate? Wie hoch wären die Customer Acquisition Costs, wenn diejenigen, die sich eingetragen haben, tatsächlich gekauft hätten? Wie hoch ist die Conversion Rate?

Hat die Geschäftsidee Potential? Dann mache weiter! Wenn nicht, wirf sie weg und suche Dir ein neues Projekt.

Beim Pretotyping gehört das Scheitern dazu, es ist sogar der Kerngedanke!

Setze Deine Idee als sogenannten Pretotyp um. Versuche alles, um diesen Pretotyp scheitern zu lassen. Nur, wenn eine Idee diese Feuerprobe überstanden hat, ist es tatsächlich das „right it“!

Lasse Dich dabei nicht von Emotionen leiten. Oft ist der Wunsch groß, doch noch irgendwie mit seiner Idee erfolgreich zu werden. Es bringt aber nichts. Alles was sich nicht bewährt, fliegt konsequent raus.

Butter bei die Fische: Welche Pretotypen gibt es?

Für unterschiedliche Geschäftsideen kommen natürlich auch unterschiedliche Pretotypen in Frage. Manche bedeuten mehr Aufwand, manche weniger.

Die folgende Liste soll Dir der Inspiration dienen und wurde von Alberto Savoia zusammengefasst.

  • Die falsche Tür
    Erstelle einen Zugang zum Produkt, ohne dass es das Produkt gibt. Mein Beispiel mit dem Online-Shop passt genau in diese Kategorie.
  • Der mechanische Türke
    Ersetze Computer / Maschinen durch Menschen – wer hätte das gedacht, sonst läuft es immer andersrum!. Angenommen Du willst die Akzeptanz eines künstlichen Chatbot für Online Shops testen. Dann lass am anderen Ende einen Menschen sitzen, der die Antworten eingibt.
  • Die Provinz-Technik
    Manche Produkte werden nicht durch ihre Funktionen teuer, sondern durch Support und durch die Ausweitung des Angebots auf viele Regionen. Teste es in dem Fall erst einmal lokal mit einer kleinen Anzahl potentieller Nutzer. Das Webvan Beispiel passt hierfür sehr gut.
  • Das MvP (Minimal Viable Product)
    Erstelle eine erste Version des Produkts, die nur die absolut wichtigsten Kernfunktionen beinhält. Das ist allerdings schon ein richtiger Prototyp, bedeutet aber immer noch viel weniger Aufwand als das komplette Produkt.
  • Die Pinocchio-Technik
    Baue ein Produkt komplett ohne Funktion, es gibt nur eine visuelle Hülle zu sehen Wie wird Deine Geschäftsidee von den Kunden angenommen?
  • Falsches Label
    Suche ein bestehendes Produkt, das so aussieht, wie das, welches Du vor Augen hast. Packe dein eigenes Label / Logo drauf. Springen die Leute drauf an?
  • Tue so als ob
    Manche Ideen haben hohe Startkosten, z.B. wenn du ein Ladengeschäft eröffnen willst. Auch hier gibt es Auswege. Miete Dich erst einmal in einem bestehenden Geschäft unter, so dass Du für ein paar Wochen oder Monate einen kleineren Teil der Ladenfläche mitnutzen kannst. Was sagen die Kunden zu Deinem Angebot? Wollen sie es haben oder ist doch ein Rohrkrepierer?

Es gibt bestimmt noch weitere Pretotyping-Techniken. Probiere verschiedene Sachen aus! Durch Pretotyping ersparst Du Dir eine Menge Frust und erhöhst Deine Erfolgschancen gewaltig.

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