Ein kompletter Businessplan ist für die erste Skizzierung von eigenen Geschäftsideen extrem überdimensioniert. Als Alternative habe ich bereits die Business Model Canvas vorgestellt.
Eine „Weiterentwicklung“ der Business Model Canvas ist die Lean Canvas.
Die Lean Canvas hat bezieht sich auf das eigentliche Produkt und ist gerade für ganz frische Produktideen und für Produkte, die sich noch in der initialen Umsetzungsphase befinden, ein sehr cooles Tool.
Für Softwareprodukte oder physische Produkte ist die Lean Canvas besonders interessant. Sie ergibt aber auch für größere content-basierte Ideen Sinn.
Der Fokus liegt liegt Bei der Lean Canvas ganz klar auf das „Was“: Was setze ich um? Partnerschaften und externe Abhängigkeiten werden dagegen weiterhin mit die Business Model Canvas modelliert.
Warum eigentlich Lean Canvas?
Der US-amerikanische Entrepreneur Ash Maurya kam 2009 mit der Business Model Canvas in Kontakt.
Es ist seiner Meinung nach ein gutes Tool, um bestehende Geschäfte zu modellieren. Dazu passt auch, dass die Beispiele in dem zu Grunde liegenden Buch Business Model Generation durchweg auf bestehende und erfolgreiche Firmen bezogen sind.
Doch war passiert auf dem Weg zum erfolgreichen Start des eigenen Unternehmens?
In der „Early Stage“ Phase sind viele Dinge noch unbekannt.
Wer sind denn nun wirklich die Partner, mit denen in Zukunft gearbeitet wird? Ist wirklich schon bekannt, wie die Schlüsselaktivitäten des Unternehmens aussehen?
Hierzu gibt es zwar schon zu Beginn erste Ideen, aber vieles ist noch sehr vage. Deshalb zielt Ashs Interpretation der Canvas auf das Produkt selbst ab und stellt dieses in den Fokus. Denn ohne ein gutes Produkt, das die Leute da draußen wirklich haben wollen, bringt auch das beste Partnermanagement nichts.
Die Neu-Interpretation: Lean Canvas
Durch Ash Mauryas Weiterentwicklung hat sich einiges an der Business Model Canvas geändert.
Hinzugekommen sind 4 neue Bereiche, die in der Grafik weiter unten rot markiert sind. Dafür sind 4 andere Bereiche weggefallen, die einen externen Fokus haben.
1. Problem
Die Problemdefinition beschreibt die 1-3 größten Probleme aus Kundensicht. Welche Probleme haben die Kunden, die Du lösen willst?
2. Lösung
Für jedes aufgelistete Problem des Kunden, wird die Lösung kurz und prägnant beschrieben.
3. Kennzahlen
Die wichtigsten Kennzahlen, die den Erfolg des Produkts wiederspiegeln. Das ist je nach Produkt unterschiedlich. Es handelt sich um Metriken und Konversionsraten wie Anzahl Registrierungen, Anzahl Registrierungen / Anzahl Nutzer etc.
4. Unfairer Vorteil
Welche Eigenschaften Deines Produkts können nicht so einfach kopiert oder eingekauft werden? Es geht darum, Dinge zu finden, um Deine Konkurrenz auf Abstand zu halten. Denn: Selbst, wenn Deine Idee neu ist, wird mit steigendem Erfolg Konkurrenz aufkommen.
Die Canvas lässt sich außerdem grob in zwei Bereiche unterteilen. Der linke Bereich bezieht sich auf das Produkt und der rechte Bereich auf den Markt. Dadurch hast Du alles Wichtige im Fokus, ohne dass die Übersichtlichkeit flöten geht.
Tipps für die Nutzung der Lean Canvas
- Lade Dir unsere Vorlage weiter unten runter. Diese kannst Du ausdrucken und für Deine Geschäftsidee nutzen.
- Natürlich kannst Du die Lean Canvas auch digital erstellen, und zwar hier.
- Ein White Board ist aus meiner Sicht die beste Option. Ich empfehle die Nutzung von Post-Its auf dem Board. Dadurch kannst Du Varianten Deiner Idee viel schneller durchspielen.
- Benutze verschiedene Post-It Farben, wenn Du etwas hervorheben willst. Verschiedene Farben können zum Beispiel verschiedene Zielgruppen symbolisieren.
- In der Kürze liegt die Würze! Bleibe bei einfachen Stichworten oder kurzen Sätzen, damit die Ideenskizze übersichtlich bleibt.
- Deine Lean Canvas, die Du als Vorlage für die Umsetzung Deiner Idee nimmst, sollte einen möglichst kurzen Zeithorizont haben. Dadurch kannst Du entsprechend des Lean Startup Ansatzes schnell auf erste Erfahrungen und Feedbacks reagieren. Bis zu 6 Monate gilt als Faustformel. Notiere längerfristige Ideen auf einer separaten Canvas.
Lean Canvas Vorlage
(An die Lean Canvas angelehnte Ideenskizze)
Das war es schon, die Idee ist in Stein gemeißelt? Nee, jetzt geht’s erst richtig los!
Du solltest mit vielen Personen über Dein Vorhaben sprechen. Feedback, Feedback, Feedback ist der Schlüssel zum Erfolg! Deshalb sollte der zeitliche Horizont auch wie in Punkt 6 beschrieben sehr kurz sein.
Ein abschließender Tipp: Im Artikel über Pretotyping erfährst Du mehr Insights darüber, wie Du mit einfachen Mitteln erste Kundenfeedbacks bekommen und Deine Idee am Markt testen kannst.
Hi Eric, vielen Dank, gute Übersicht und Tipps! Ich selbst bin auch großer Fan vom Lean Canvas und finde es besser als das BMC. Nur Ashs Benennung „unfair advantage“ / „unfairer Vorteil“ trifft’s nicht gut. Hier haben meine Kunden häufig große Fragezeichen bis ich es erklärt habe. VG Florian